Videochats mit Freunden und Familie gehen auch mit PrivatsphäreVideocalls und Messenger bestimmen unsere Kommunikation im Alltag. Sowohl beruflich als auch privat bleiben wir so mit Freunden, Kollegen und Familie in Verbindung. Und je mehr wir auf diese Weise aktiv kommunizeren, desto wichtiger werden Momente ohne jede Interaktion, “Stille”, für uns. Denn solche “Stille” brauchen wir um Gehörtes und Gesehenes ungestört rational ein zu sortieren und emotional zu verarbeiten. Und diese “Stille” schaffen wir uns indem wir die Kamera und/oder das Mikrofon am Gerät abschalten. Und wir verlassen uns darauf, dass wir dann wirklich allein und unbeobachtet sind. Genau deshalb muss hier auch “Nein heisst Nein” gelten.
Jeder hat schon von Mikrofon-Pannen in Radio oder Fernsehen gehört. Gäste oder Moderatoren wähnten sich, nach dem Auftritt, in Sicherheit. Die dann gemachten Aussagen waren nicht für die “Öffentlichkeit” gedacht, aber sie waren “online”!
Prüfung und Wartung von Software/Apps ist gut und wichtig
Daher ist es sinnvoll Software/Apps für Videocalls und für das Messaging auf verdeckte Audio oder Video Aufnahmen zu überprüfen. Solche Tests sind sehr aufwendig, weil es viele verschiedene Tools zum Kommunizieren gibt. Zudem machen wir Videocalls sowohl im Browser als auch als in eigenständiger Software/App. Letztere nimmt uns viele Einstellungen ab und bietet oft interessante Videofunktionen. Da sie direkt mit dem Betriebssystem spricht muss sie auch direkt für die Privatsphäre von uns Nutzer:innen sorgen. Mache ich hingegen einen Videochat im Browser, dann muss dieser für meine Privatsphäre sorgen. Macht er das korrekt, fragt er bei dem Zugriff auf Kamera oder Mikrofon um meine Zustimmung.
Aktuelle Tests zeigen Schwächen bei der Mikrofon-Freigabe
Forscher der Universitäten Loyola (Chicago) und Wisconsin-Madison haben jetzt bei einem Test der gängisten Tools drei Beobachtungen gemacht.
1. im Browser werden Mikrofon und Kamera zuverlässig abgeschaltet
2. in den eigenständigen Tools sind trotz abgeschalteten Mikrofon Aufnahmen möglich 
3. WebEx hat tatsächlich Aufnahmen gemacht und Daten an einen zentralen Server übertragen 
WebEx hat daraufhin den Datenversand abgestellt. Trotzdem bleibt bei eigenständigen Tools die Aufnahmemöglichkeit systembedingt bestehen.
Wie kann ich mich jetzt vor Aufnahmen richtig schützen?
Wer besonderen Wert auf Privatsphäre legt sollte daher Videocalls und Videokonferenzen im Browser machen. Der Nachteil davon ist, es fehlen einige Funktionen z.B. bei den Kamera-Einstellungen.
Andere sollten jeden Morgen, vor dem ersten Videocall, prüfen ob Updates vorhanden sind und diese sofort einspielen. So nutzen sie dann immer den neuesten und besten Stand der Tools.

Für Mobiletelefon-Apps gibt es derzeit keine aktuelle Untersuchung der genannten Apps. Da iOS und Android Zugriffe auf Kamera oder Mikrofon anzeigen kann ich hier viel einfacher mit Entzug der Berechtigung reagieren. Und parallel dazu haben Videocalls mit dem Browser auf dem Mobiltelefon immer den nervenden Werbedruck für Apps.

Thorsten Ziercke
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